SammlungHUEBNER

DIE FAMILIENSAMMLUNG: KUNST, KULTUR & WISSEN[SCHAFT]

Gottfried Schadows „Weinsbergerin“

Diese letzte Arbeit Gottfried Schadows ist von der Bedeutung her hinsichtlich Julius Hübner eine der Schlüsselarbeiten für die SAMMLUNGHUEBNER und daher beim Besuch nicht zu übersehen.

Die Weinsbergerin“ ist die letzte figürliche Arbeit des bereits halb erblindeten Gottfried Schadow, von der er das letzte der 12 Exemplare seinem wichtigen Schüler und Freund Julius Hübner überließ.

Nicht nur die Geschichte hinter dieser Skulptur ist symbolisch. Julius Hübner hat Gottfried Schadow privat wie auch hinsichtlich seiner künstlerischen Karriere sehr viel zu verdanken. Schadow war es, der Hübners Begabung entdeckte und förderte, ihn in seinem Atelier in Berlin unterrichtete, seinem Sohn Wilhelm von Schadow anempfahl, der ihn als Schüler mit nach Düsseldorf an die Akademie nahm und mit seinem Netzwerk für wichtige Kontakte und Aufträge sorgte. Selbst die Begegnung von Julius Hübner mit Bendemanns und damit auch mit seiner zukünftigen Frau Pauline wie auch seinem künftigen Schwager, Freund und Kollegen Eduard Bendemann ist auf die Schadows zurückzuführen.

So hat diese letzte Arbeit Gottfried Schadows für uns eine Symbolwirkung. Auch auf dieser Website ist diese figürliche Arbeit im Hintergrund stets zu sehen.

Soweit überliefert, schenkte Schadow „Die Weinsbergerin“ seinem Lieblingsschüler Julius Hübner, der sie wiederum seinem Sohn Hans Hübner zur bestandenen Habilitation weiterreichte.

Schadow, Gottfried (1764-1850) Die Weinsbergerin, 1845

Material: Bisquitporzellan
Maße: 400 mm hoch / Sockel 135 x 135 mm
Gewicht: 2780 g
Herstellung: KPM Berlin (Königliche Porzellan-Manufaktur,
wo sich die Gipsform, nicht aber die Arbeitsform lt. Modellwerkstatt bis heute erhalten hat.)
Auflage: 12 Stück (KPM-Modellbuch N°1870)
Preis um 1850: lt. KPM-Preisliste von 1849-1870:  8 Rthlr.

Beschriftung vorne:
„Es ist Zeit: Eine will ich freijn.
Sie mußs wie die _ Von Weinsberg sein.“

Beschriftung verso:
„Gottfrid. Schadow.
1845.“

Provenienz: Nachlass Hans Hübner / heute sammlunghuebner

aus G. Schadow Lebenserinnerungen:
„ … Noch hatte ich den Mut, eine kleine Gruppe zu modellieren nach der alten Erzählung, nach welcher Kaiser Konrad der Dritte die hartnäckigen Weinsberger über die Klinge springen lassen will, deren Frauen aber gestattet, ihr Kostbarstes aus der Stadt zu schaffen, worauf die Frauen, wie bekannt, ihre Männer auf den Rücken nahmen. […] Exemplare davon befinden sich in der königlichen Porzellanmanufaktur. So schloss ich meine Tätigkeit als Bildner, wie ich sie angefangen hatte, indem ich meine erste Arbeit nach der Rückkehr aus Italien auch für die Königliche Porzellanmanufaktur geliefert hatte. Wegen Schwäche des Auges mußte ich bei der Ausführung einen geschickten Eleven zur Hülfe nehmen.“ [171]


Die Geschichte dazu:

Im Jahr 1140 lag der Stauferkönig Kaiser Konrad III im Krieg mit dem Bayerischen Herzog Welf. Konrads Heer zog vor die Burg Weinsberg und belagerte diese. Denn die Weinsberger Bürger waren dem Bayerischen Herzog treu ergeben. Hunger kam auf bei den Belagerten, aber sie waren nicht bereit, aufzugeben.

Konrad drohte, am nächsten Morgen die Feste einzunehmen und allesamt zu töten. In der Nacht vor dem Sturm schlich sich eine junge Weinsbergerin ins feindliche Lager, um Konrad um Schonung zu bitten. Der König ließ sich gnädig stimmen und gewährte allen Weibern, vor der Eroberung die Burg zu verlassen und dabei mitnehmen zu dürfen, was sie tragen konnten.

Am nächsten Morgen staunte Konrad nicht schlecht: Durchs Burgtor den Berg herab kam ein langer Zug von Frauen, und eine jede trug ihren Mann auf dem Rücken. Da musste der König über die List der Frauen lächeln, und als sein Neffe Friedrich Einspruch erheben wollte, sagte er: „Lasst sie in Frieden ziehen. Am Wort des Königs soll man nicht drehen und deuteln!”

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